Hamburgs gibt sich neues Ziel für Radnetz
Neues Radnetz
Ohne Ankündigung hat Hamburg sein Radnetz neu nummeriert und erweitert. Diese neue Nummerierung soll teilweise in diesem Jahr (2025) ausgeschildert werden. Die ganzen Fachbegriffe wie „Veloroute“ oder „Radschnellweg“ werden zwar noch intern verwendet, nach außen hin heißt es künftig nur noch „Radroute“.
Die neue Nummerierung verfolgt den Ansatz, Routen grob geradlinig verlaufen zu lassen. Sie lassen sich gut mit „Nord-Süd“ oder „Ost-West“ beschreiben. Natürlich gibt es auch „diagonal“ verlaufende Routen, deren Kurs ebenfalls klar ist, auch wenn sich das nicht so einfach in Himmelsrichtungen ausdrücken lässt. Die neue Logik löst das alte sternförmige Konzept ab, wo alle Routen ab Rathausmarkt starteten und nur durch zwei Ringrouten ergänzt wurden.
Die Ringrouten erhalten daher mehrere neue Nummern, weil ihre Kreisform nicht ins neue Schema passt. Sternförmige Routen werden dagegen unter einer Nummer zusammengefasst und sind nun durchgängig. Der Umweg über den Rathausmarkt entfällt vollständig. Hinzu kommen viele Ergänzungen oder Zubringer, die nach aktuellem Planungsstand auch keine Nummern erhalten sollen.
Eine vollständige Liste der 27 (geplanten) Radrouten gibt es auf der Startseite von veloroute.hamburg.
Zugänge
Die auffälligsten Änderungen sind die geplanten neuen Routen bzw. Ergänzungen sind:
Abgänge
Wegen des geänderten Routenkonzepts sind viele kurze Abschnitte zwar nicht mehr nummeriert. Sie werden trotzdem als Teil des Radnetzes betrachtet, wie etwa die Kaiser-Wilhelm-Straße. Manchmal wurden die Abschnitte auch ortsnah verlegt, wie etwa die Führung via Neuer Pferdemarkt / Schanzenstraße statt via Sternstraße. Es gibt nur wenige Abgänge ohne Ersatz:
- Abzweig der ehemaligen Veloroute 8 zum Mümmelmannsberg
- Verbindung Langenhorn / Poppenbüttel auf der ehemaligen Veloroute 14 (Ring 3)
Status auf veloroute.hamburg
Die neuen Radrouten können bereits angeschaut werden. Wo Lücken eine Fahrt unmöglich machen, wurde eine möglichst ortsnahe Alternative gefilmt. Für den Alltag ist das nicht unbedingt die sinnvollste Führung.
Die Anpassung der Videos der Radschnellwege (jetzt: Radroute Plus) an das neue Konzept wird noch einige Zeit brauchen. Da Bezirksrouten und Freizeitrouten nur eine geringe Überlappung mit dem neuen Radnetz aufweisen, bleiben sie als eigene Kategorien erhalten. Langfristig werden auch die „Netzergänzungen“, also kurze Strecken ohne Nummerierung, eingebunden.
Die genaue Führung und Nummerierung der Routen der Stadt ist nicht eindeutig, da mehrere Versionen der Karte zu finden sind. Teilweise scheinen sich dort auch Fehler eingeschlichen zu haben. Wo sinnvoll, versucht veloroute.hamburg eine befahrbare Route aufzuzeigen, auch wenn diese nicht dem langfristigen Zielnetz entspricht. Einige Abweichungen sind daher normal. Dennoch bitte ich bei Fehlern oder Unklarheiten eine Mail zu schreiben: mail@veloroute.hamburg.
Die Farbgestaltung der Routen auf veloroute.hamburg ist zur besseren Erkennbarkeit. Die Stadt verwendet ein einheitliches Dunkelrot für alle Routen und unterscheidet diese nicht.
Meinung
Der Rathausmarkt als Start/Ziel der Velorouten hat noch nie Sinn ergeben. Das Konzept alle Routen durchgängig zu gestalten hat nicht nur praktischen Nutzen, sondern ist auch leichter nachvollziehbar. Wer etwa von Stellingen nach St. Georg will, bekommt nun eine annähernd gerade Strecke ohne realitätsfremden Umweg.
Bei den hinzugekommenen Abschnitten gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Sie haben realistische Führungen und ergänzen das Netz sinnvoll. Eher muss man fehlende Änderungen kritisieren. Etwa führt die Radroute 1 im Westen weiter im Zick-Zack. Die meisten Radpendler bevorzugen die schnellere und direktere Führung via Hochrad / Klein Flottbeker Weg.
Die fehlende Verbindung Ost-West Verbindung in Hamburgs Norden irritiert. Auch die geplanten Bezirksrouten für Nord und Wandsbek stellen hier keinen Ersatz bereit. Theoretisch ist das für den Mümmelmannsberg noch denkbar, weil der Bezirk Mitte noch an den Bezirksrouten arbeitet. Als äußerer Stadtteil ohne weitere Anbindung ist der Verlust für die Netzwirkung aber deutlich geringer.
Der Plan einer einheitlichen Namensgebung mit passenden Schildern ist zu begrüßen. Niemand sollte Verkehrsplanung verstehen müssen, um mit dem Rad von A nach B zu kommen. Für Interessierte gibt es ja nach wie vor Möglichkeiten.
Zusammengefasst: das neue Radnetz ist dichter und besser als die alten Vorhaben (Velorouten + Radschnellwege). Hamburg hat aber noch viel zu tun, um das Radnetz wirklich benutzbar zu machen.